Am 29. Juni fand am Gymnasium Marktoberdorf eine Diskussionsrunde unter dem Titel „Zeitenwende – Europa, Deutschland und der Krieg in der Ukraine“ für die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe statt. Dazu hatte die Fachschaft Sozialkunde den Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke als Experten und Diskussionspartner eingeladen, der den Schülern spannende Einblicke in die derzeitige politische Weltlage und Informationen „aus erster Hand“ zu aktuelle politischen Themen gab. Organisiert und vorbereitet wurde die Veranstaltung vom Fachschaftsleiter Sozialkunde Christoph Schuck, der nach der Begrüßung durch den Stellvertretenden Schulleiter Thorsten Krebs auch die Moderation übernahm.
Die Diskussionen während des Besuchs umfassten eine Vielzahl von Themen, die von den Schülern zum Teil im Unterricht schon angesprochen wurden, sich zum Teil aber auch spontan ergaben. Eines der zentralen Themen war der Ukrainekrieg und die damit verbundenen Folgen für die Sicherheitsarchitektur Europas, aber auch für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Europas und Deutschlands. Stephan Stracke erläuterte den Schülern in einem ca. 15-minütigen, sehr kompakten und informativen Impulsreferat die geopolitischen Hintergründe und die Auswirkungen des Krieges auf die Region und die internationale Gemeinschaft. Dabei ging er auch auf die Rolle verschiedener Akteure wie China, USA, Russland, der EU und der NATO ein und erklärte die politischen Entwicklungen und Zusammenhänge in diesen Räumen bzw. Institutionen.
In der anschließenden ca. einstündigen Diskussionsrunde wurde die Rolle Deutschlands im Ukrainekonflikt vertieft, insbesondere die Frage nach Waffenlieferungen und dem Zustand der Bundeswehr lebhaft erörtert. Darüber hinaus wurde auch über innenpolitische Themen gesprochen: über den Mindestlohn, die Ehe für alle, die Energiewende von Atomausstieg über schleppenden Netzausbau bis zur 10-H-Regel und die Radikalisierung des politischen Diskurses, um nur einige Schlaglichter zu nennen. Stephan Stracke betonte dabei die Wichtigkeit eines sachlichen und respektvollen Diskurses und sah auf Nachfrage die „verbale Aufrüstung“ seiner eigenen Partei CSU („Heizungsirrsinn“, „Klima-Stasi“, „Schurkenstaat“) kritisch, wenngleich er eine gewisse Zuspitzung in der politischen Debatte aus Gründen der Aufmerksamkeitsökonomie für legitim halte. Die Schüler*innen zeigten sich sehr gut informiert und stellten viele kluge, auch kritische Fragen, die MdB Stracke sachlich, manchmal auch etwas weitschweifig, aber immer politisch seriös ohne jegliche Wahlkampfpolemik beantwortete. Der von Sachlichkeit und Reflexion geprägte Austausch zeigte beispielhaft, wie politische Diskussionen geführt werden sollten: durchaus kontrovers in der Sache, aber mit gegenseitigem Respekt und auf die Kraft von Fakten und sachlichen Argumenten bauend, statt auf Polemik, Fake News und Diffamierung.
In Sachen demokratischer Gesprächskultur gingen die Schülerinnen und Schüler der Q11 mit sehr gutem Beispiel voran und können damit mit ihrer ruhigen, respektvollen und dennoch selbstbewussten Art für so manchen Politiker als Vorbild dienen – man denke nur an die häufig zu beobachtende hämische „Ins-Wort-Fallerei“ bei so mancher Talkshow oder in Bundestagsdebatten. Dementsprechend beeindruckt zeigte sich Stephan Stracke von der Diskussionskultur und dem Reflexions- und Informationsniveau, auf dem sich die Fragen der Schüler*innen bewegten.
Insgesamt war der Besuch des Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke eine wertvolle Gelegenheit für die Schülerinnen und Schüler, aktuelle politische Themen aus erster Hand zu erfahren und ihre Fragen und Anliegen direkt an einen Politiker zu richten. Danke an Herrn Schuck und die Fachschaft Sozialkunde für die Organisation der Veranstaltung und an alle Kolleginnen und Kollegen, die ihre Unterrichtszeit für diesen 90-minütigen politischen Austausch zur Verfügung gestellt haben. Es war nicht umsonst, wir alle haben viel dabei gelernt!
Text und Foto: Thorsten Krebs