Text und Fotos: Thorsten Krebs
Ein wichtiger Bestandteil des Begabungskurses „Politik aktuell“ sind neben der Analyse des politischen Tagesgeschehens auch Exkursionen zu politischen Veranstaltungen oder Gesprächsrunden mit Experten und „Praktikern“ aus Politik, Wirtschaft und Kultur, um durch die „originale Begegnung“ wertvolle Einblicke in die politische und ökonomische Praxis zu erhalten. Nach Besuchen von verschiedenen Veranstaltungen zur bayerischen Landtagswahl im letzten Herbst, einer Führung durch das Marktoberdorfer Bunkermuseum, stand nun für die 15 Schülerinnen und Schüler des Begabungskurses ein ganz besonderer Ortstermin auf dem Programm: eine Betriebsführung durch das modernste Traktorenwerk der Welt, für die sich Fendt-Pressesprecher Sepp Nuscheler über drei Stunden Zeit nahm.
Nach einem etwa 10-minütigen, sehr informativen und professionellen Imagefilm im FENDT FORUM zum Auftakt, ging es dann mit Headset auf dem Kopf und Neugierde im Herzen aufs riesige Fendt-Betriebsgelände im Micheletal. Dort entsteht gerade ein großes neues Ausstellungsgebäude, in dem Fendt als „Full-Liner“, der die gesamte Landmaschinentechnik von Traktoren über Mähdrescher und Feldhäckslern bis hin zu Ballenpressen und Feldrobotern im Programm hat, künftig sein gesamtes Produktportfolio ausstellen wird. In den Montagehallen herrscht gerade Hochbetrieb, als Sepp Nuscheler die Schüler durch die Produktionsstraße führt, in der jeder Zentimeter arbeitsorganisatorisch durchgeplant ist, jeder Handgriff der Montageteams perfekt sitzen muss, damit alle 5,9 Minuten ein neuer Fendt-Traktor vom Band rollen kann. Die Schüler waren vor allem beeindruckt von der minutiösen Planung und der Präzision, mit der die Arbeitsprozesse vorbereitet werden: Bereits Wochen im Voraus müssen von den Zulieferern Motoren und Werkteile bestellt bzw. bei Fendt selbst gefertigt und bearbeitet werden, um dann von der Arbeitsvorbereitung akribisch disponiert zu werden.
Das Besondere beim Weltmarktführer Fendt ist nämlich, dass sämtliche Traktoren vom kleinen Schmalspurschlepper für den Weinbau bis hin zum Vario 1050 mit 517 PS auf der gleichen Produktionsstraße zusammengebaut werden. Für die Facharbeiter setzt das großes Know-How und viel Flexibilität voraus, da sie die verschiedensten Produkte „beherrschen“ müssen, um in ihrem 6-Minuten-Produktionsabschnitt alle Teile rechtzeitig und fehlerlos montieren zu können. Nur so gelingt es, dass insgesamt 90 Traktoren pro Tag das Werk verlassen können.
Sichtlich stolz erklärte der langjährige Pressesprecher beim Gang durch die lärmenden Produktionshallen die High-Tech-Produktionsweise des Weltmarktführers für Landmaschinen. Auch in der anschließenden Diskussionsrunde im Fendt Forum bei Muffins und Getränken stand er den Schülerinnen und Schülern aus Marktoberdorf, Kaufbeuren, Füssen und Buchloe souverän und erfreut über das große Interesse Rede und Antwort. Themen gab es viele, die lebhaft diskutiert werden: die Rolle der Digitalisierung etwa, die durch „Schwarmintelligenz“ in Form von Feldrobotern wie Fendts „Xaver“ in Zukunft eine tragende Rolle in der Landwirtschaft spielen wird; aber auch die Erschließung neuer Märkte in Südamerika oder die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und die Notwendigkeit von neuen Antriebstechniken mit geringem CO2-Ausstoß waren Themen, die die Schüler bewegen.
Auch im Hinblick auf die Studien- und Berufsorientierung war diese Exkursion für die Schüler hochinteressant. So berichtete Dominik Hammerl, ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums Marktoberdorf, zum Abschluss der Veranstaltung von seinem dualen Studium der Wirtschaftsinformatik und seinem weiteren beruflichen Werdegang bei Fendt. Mittlerweile arbeitet er in einem Team, das eine neue Produktionsstraße entwickelt, was heutzutage natürlich überwiegend mit digitalen Tools wie Computersimulationen und Cyberbrillen gemacht wird. Zum Abschluss fragten die Schüler, ob in Zeiten von künstlicher Intelligenz und zunehmender Digitalisierung nicht viele Arbeitsplätze überflüssig würden bzw. aus Kostengründen ins billigere Ausland verlagert werden könnten. Die Antwort von Pressesprecher Sepp Nuscheler klang überzeugend: Bei so hochkomplexen Produkten wie den Fendt-Landmaschinen bleibt der Mensch mit seinen Ideen und seiner Kreativität – und in Marktoberdorf der besondere und innovative „Fendt Spirit“ – auch in Zukunft unverzichtbar. Ein Grund, weswegen der Mutterkonzern ACGO nach wie vor jedes Jahr Millionen in den Standort Marktoberdorf investiert. Und für die junge Generation ein weiterer Grund, in ihre (Aus-)Bildung zu investieren. Zum Beispiel durch die Teilnahme an einem interessanten Begabungskurs, den es auch im kommenden Schuljahr wieder geben wird...