Text und Fotos: Thorsten Krebs
Adventszeit ist Lesezeit. Denn wenn es draußen früh dunkel wird, das Wetter kalt und nass ist, dann gibt es nichts Besseres als es sich zuhause in seinem Sitzsack oder Ohrensessel gemütlich zu machen und ein gutes Buch zur Hand zu nehmen. Nicht zuletzt um Anregungen für die vorweihnachtliche Lese-Zeit zu geben, findet der Schulentscheid des alljährlichen Vorlesewettbewerbs immer Anfang Dezember statt. Dann treten die besten Leser(innen) in einen spannenden Lesewettstreit um den Titel der besten Vorleser(in) der Schule.
Dieses Jahr waren mit Anna Ressel (6a), Anna Wutz (6b), Lara-Maria Ried (6c), Mona Kuisle (6d) und Anna-Lena Goral (6m) ausschließlich Vorleserinnen am Start, die jeweils ca. vier Minuten aus einem selbstgewählten Text und anschließend in einer zweiten Runde aus einem ihnen unbekannten Jugendbuch vortrugen. Dabei wurden von der 10-köpfigen Jury aus den Deutschlehrkräften der 6. Jahrgangsstufe sowie den Zweitplatzierten der Klassenwettbewerbe die Lesetechnik (etwa flüssiges Lesen, deutliche Aussprache, angemessenes Lesetempo, sinngerechte Pausen und Betonung usw.), die Interpretation (lebendiger, nuancenreicher Vortrag ohne gekünstelte Theatralik, gelungene Vermittlung der Atmosphäre des Textes etc.) sowie die Textauswahl der jungen „Meisterleser“ bewertet.
Alle fünf Leserinnen machten ihre Sache ausgezeichnet, vor allem bei den selbst gewählten Texten lasen alle sehr flüssig und sicher und erweckten mir ihrer lebendigen und anschaulichen Vortragsweise die Heldinnen und Helden ihrer Romane zum Leben. Anna Ressel (6a) las fesselnd aus Sabine Giebkens "Wolkenherz - Die Spur des weißen Pferdes“ vor, Anna Wutz (6b) entführte die Zuhörerschaft in die ganz eigene Welt des aristokratischen Katers Winston aus Frauke Scheunemanns lustigem Jugendbuch „Winston – ein Kater in geheimer Mission“, Lara-Maria Ried (6c) wiederum brachte ihre Mitschüler mit einer lustigen Passage aus Anna Ruhes „Duftapotheke“ zum Lachen und Mona Kuisle (6d) unterhielt ihre Klassenkameraden mit einer witzigen Verwechslungsszene aus Julia Breitenöders Roman „Vorsicht Zwilling!“. Die spätere Siegerin Anna-Lena Goral (6m) las aus dem Jugendbuchklassiker „Fünf Freunde und das Burgverlies“ und zeigte hier schon eindrucksvoll ihre Stärken: absolute Textsicherheit, ein sicheres Gespür für dramatische Effekte und die Fähigkeit, die Figuren in ihrer Eigenart lebendig werden zu lassen.
Diese Stärken spielte sie dann beim Fremdtext, den Herr Krebs als Organisator des Schulentscheids ausgewählt hatte, voll aus. Denn in Martina Wildners ebenso spannendem wie humorvollem Jugendbuch „Jede Menge Sternschnuppen“ gibt es jede Menge grundverschiedene Charaktere vom alleinerziehenden Taxifahrer-Vater über pubertierende Freibad-Halbstarke bis hin zu den liebevoll und realistisch gezeichneten Hauptfiguren, den 13-jährigen Teenagern Victor und Deborah. Diese Figuren haben alle Leserinnen treffend interpretiert, aber bei Anna-Lena, so befand die Jury einhellig, war die Darstellung der unbekannten Figuren und des durchaus anspruchsvollen Textes nicht nur absolut fehlerfrei, sondern obendrein auch noch äußerst humorvoll und pointenreich. Das sahen auch die 130 sehr fairen und konzentriert zuhörenden Mitschüler so, die Anna-Lena und ihre Mitstreiterinnen am Ende der spannenden Veranstaltung mit lautem Applaus für ihre tollen Leseleistungen und den Mut feierten, sich vor der gesamten Jahrgangsstufe auf die Bühne zu begeben. Das größte Kompliment machten einige Schüler den Vorleserinnen aber nach der Veranstaltung ganz unbemerkt: Sie erkundigten sich nochmals nach den vorgelesenen Buchtiteln, um selbst darin schmökern zu können. Denn jetzt im Advent ist schließlich – Lesezeit.