Reformen und Renovierungen - das Gymnasium im Wandel
Sanierungs- und Erweiterungspläne unter Dr. Deuringer
Das Gymnasium erhält im neuen Jahrtausend mit Dr. Lorenz Deuringer erstmals einen Schulleiter, der nicht aus dem Stall „an der grünen Wiese“ stammt, und viele seiner schulischen Visionen auf fruchtbarem Boden aussäen kann.
Dazu gehört nicht nur die Modernisierung und Sanierung des Internats, das auf seine Initiative hin auf einen baulich zeitgemäßen Stand gebracht wurde, sondern auch die Erweiterung des Gymnasiums, das aufgrund steigender Schülerzahlen aus allen Nähten platzt. Außerdem setzte sich Dr. Deuringer mit einer Vielzahl von Projekten für die Öffnung der Schule nach außen ein: So wurde zeitweise eine Kooperation mit dem Bayerischen Radsportverband eingegangen, die jungen Leistungssportlern intensive Trainingsmöglichkeiten und eine optimale Unterbringung im neu geschaffenen Radsportstützpunkt am Marktoberdorfer Internat bot, außerdem internationalisierte sich das Gymnasium, indem es immer wieder Schüler aus aller Welt, etwa aus Osteuropa oder China aufnahm, die hier nicht nur wertvolle Auslandserfahrungen sammeln konnten, sondern sogar oft bis zum Abitur im Internat wohnten.
Pädagogische Veränderungen: spätbeginnende Fremdsprache und Begabungsstützpunkt
Sein Nachfolger Wilhelm Mooser, seit 2004 bereits Stellvertretender Schulleiter führt ab 2008 diese Pläne weiter, das Gymnasium entwickelt sich unter seiner Leitung zu einem von vier Begabungsstützpunkten in Schwaben, führt 2010 eine spätbeginnende Fremdsprache als zusätzliches Unterrichtsangebot ein und geht auch in der internen und externen Kommunikation neue Wege.
Auf dem Weg ins Digitale Zeitalter: Info-Portal, Elternportal
So wurde mit dem monatlich erscheinenden "Memo" ein Mitteilungsblatt für Eltern und Lehrkräfte kreiert, indem das bunte Schulleben in Wort und Bild dokumentiert und alle wissenswerten Neuigkeiten rund um das Gymnasium Marktoberdorf kompakt und übersichtlich zusammengefasst sind. Hier können sich Schüler, Eltern und Lehrer über aktuelle Termine, neue Kolleginnen und Kollegen, schulrechtliche Fragen sowie über wichtige Veranstaltungen und Ereignisse an unserer Schule informieren. Auch wird der Weg in Richtung Digitalisierung konsequent weitergegangen: Eltern werden zunächst online über ESIS, mittlerweile über die digitale Plattform Elternportal informiert und können damit zum Beispiel Krankmeldungen abgeben, Sprechstunden buchen oder sich Dokumente und Formulare herunterladen.
Die Lehrer erhalten täglich ihre Dienstpost online und
sind verpflichtet mindestens einmal täglich ihr Postfach durchzusehen. Drehscheibe der Informationen in unserer Schule ist dabei das Programm „Info-Portal“, ein internes, passwort-geschütztes System, das es Lehrerschaft und
Schulverwaltung erlaubt sicher untereinander zu kommunizieren. Hier flitzen Schreiben und Verordnungen des Kultusministeriums genauso wie Raumbelegungen, Dienstbefreiungen oder Unterrichtsmaterialien durch das Intranet. Darüber hinaus kann man mit diesem System Noten verwalten, Zeugnisse und Elternbriefe erstellen und, wenn man will, seine Dokumente geordnet ablegen.
Schulpolitische Veränderungen: G8-Reform, neue Lehrpläne und "Reform der Reform"?
Auch gibt sich das schulpolitische Bayern ein neues Gesicht. Der „Reformstau“ der letzten 200 Jahre scheint sich in gefühlten wenigen Wochen auflösen zu wollen. Im „Neu-Sprech“ der nunmehr elektronischen „newsletter“ wird die Schullandschaft neu „feinjustiert“ und „modularisiert“: Schulentwicklung, Schulqualität, Evaluation und Monitoring sind nur einige Schlagworte aus dem Kultusministerium, die vor allem ausdrücken wollen, dass auch in Bayern das 21. Jahrhundert begonnen hat. Das Gymnasium beteiligt sich daran mit einem Modellversuch zum achtjährigen (Ganztags-)Gymnasium am musischen Zweig, dessen Erkenntnisse und Ergebnisse aber leider keinen Eingang in die überhastet umgesetzte bayernweite G8-Reform finden. Allzu häufig verbergen sich hinter den neuen pädagogischen Begriffen auch altbekannte pädagogische und didaktische Konzepte, die im Zuge eines vielleicht gut gemeinten, in jedem Fall aber schlecht umgesetzen Reformeifers nur neu etikettiert werden. Auch scheinen Bildungs- und Erziehungsgewissheiten immer wieder einer vordergründigen Wirtschafts- und Rentabilitäts-und Kompetenzorientierung geopfert zu werden.
Fazit nach 50 Jahren: das Gymnasium als Keimzelle einer lebendigen Schullandschaft in Marktoberdorf
Die grüne Wiese am Rande der Stadt ist mittlerweile überbaut, von der Kinderkrippe bis zur Berufsschule finden sich auf ihr alle Erziehungs- und
Bildungsangebote wieder. Die Stadt und ihre Bewohner haben ihre kleine Allgäuer Provinz globalisiert und sich der Welt zugewandt. Das Gymnasium hat in den 50 Jahren seinen Teil dazu beigetragen, dass der Name Marktoberdorf in nicht wenigen Teilen dieser Welt ein guter ist. Das Schulgebäude hat sich mit den fast dreijährigen Umbaumaßnahmen neu erfunden und sich dabei eines Teils seiner Geschichte entledigt, was bedauerlich ist. So werden der begrünte Innenhof mit seinem Brunnen und die große Anzahl von „Abidenkmälern“ von vielen vermisst. Doch hat die Schule die Weitläufigkeit ihrer Anlagen und das Licht ihrer Räume beibehalten und wird neue attraktive Außenräume hinzugewinnen. Der großzügig gestaltete Neubau, die energetische Sanierung und die moderne Ausstattung der Fachräume weisen deutlich in die nächsten 50 Jahre. Die grüne Wiese bei Marktoberdorf ist zum fruchtbaren Bildungsacker der Zukunft geworden!
(Informationen zu den Bildern erhalten Sie, wenn Sie mit dem Mauszeiger darauf verweilen.)