Vom 17. bis 24. Februar 2015 durften wir wieder einmal unsere wunderbare Partnerschule in Kfar Menachem besuchen. Die beiden verantwortlichen Lehrerinnen hatten ein Programm zusammengestellt, das eine erlebnisreiche Woche versprach.
Der erste Tag begann mit einem Empfang durch den Schulleiter, Herrn Guy Israeli, der uns sehr herzlich begrüßte. Anschließend fuhr die Gruppe nach Jerusalem, konnte dort einen Blick von oben auf die Altstadt genießen und wurde durch ein jüdisches Viertel aus dem frühen 20. Jahrhundert geführt. Den Rest des Vormittags bummelten die Schüler in Gruppen über einen Markt, um einen ersten Eindruck jüdischen Lebens zu bekommen. Am Nachmittag fand der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem statt. Die Schüler wurden von einer sehr professionellen und engagierten Mitarbeiterin über das Gelände und durch das Museum geführt. Bei einer anschließenden Gesprächsrunde zeigte sich, dass der Ort für alle sehr eindrucksvoll war. Auch wenn unseren und den israelischen Schülern die Hintergründe und Begebenheiten des Holocaust aus dem Unterricht natürlich bekannt sind, erschloss ihnen der Besuch neue Perspektiven und half, theoretisch gelernte Fakten im Zusammenhang zu verstehen und zu verinnerlichen. Nach diesem intensiven ersten Tag verbrachten die Schüler den Abend gemeinsam bei einer Familie, um sich weiter austauschen zu können.
Für den folgenden Tag hatten die deutschen Schüler eine Präsentation über Deutschland und unsere Kultur, Religion und das Brauchtum der Region mitgebracht. Danach fand ein Ausflug nach Jaffa und Tel Aviv statt. Wegen extrem starker Regenfälle musste die Führung durch Jaffa leider verkürzt werden; die "Besichtigung" Tel Avivs beschränkte sich auf ein Einkaufszentrum! Hier war es allerdings toll zu erleben, wie alle Schüler und Lehrer trotz ihrer durchnässten Kleidung die gute Stimmung nicht verloren. Am Abend fand traditionell der deutsche Abend, diesmal im Versammlungsraum eines Kibbutz, statt. Bei deutschen Würsteln, Kartoffelsalat und Apfelkrapfen verbrachten alle einen lustigen Abend.
Da das Wetter am folgenden Tag weiterhin durchwachsen war, entfiel der Besuch in Caesarea. Stattdessen organisierten die Lehrer spontan eine Führung durch den Ort und das Museum von Zirchon Yakov. Hier bekamen wir einen interessanten Einblick in die Geschichte der Familie Aaronsohn, einer frühen Einwandererfamilie aus Europa, die während des ersten Weltkriegs die Briten durch Spionagetätigkeiten in Palästina unterstützte. Da diese Geschichte im kulturellen Erbe des modernen Israel eine bedeutende Rolle spielt, war das Museum für die Gruppe sehr aufschlussreich und half den modernen Staat Israel besser zu verstehen.
Der Freitagnachmittag und -abend wurde in den jeweiligen Familien verbracht, was einige Familien für eine Sabbatfeier nutzten. Am freien Tag trafen sich die Schüler am Strand.
Am Sonntag wurden wir im Yoav Regional Council empfangen. Anlässlich des Treffens hielten zwei deutsche Schüler eine Rede über die Bedeutung der deutsch-israelischen Freundschaft und Frau Zarfatti, die Bürgermeisterin, machte deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit der beiden Länder gerade auch angesichts der zunehmenden religiösen Auseinandersetzungen in der ganzen Welt sei. Gegen Mittag fuhr die Gruppe ans Tote Meer, was für die deutschen Schüler immer ein besonderes Highlight ist. Auch für die Israelis barg der Tag noch eine Überraschung, denn beim anschließenden Besuch Jerusalems entdeckten sie Schneereste, die von den heftigen Schneefällen in den Tagen vorher übrig geblieben waren. So erlebten wir am gleichen Tag 20° am Toten Meer und Temperaturen um die 5° in Jerusalem. Der Besuch in Jerusalem bestand aus einem Rundgang durch das jüdische Viertel der Altstadt und der Besichtigung der Klagemauer. Für viele der deutschen Schüler war dies ein sehr eindrucksvoller Moment, da sie den Ort und seine Bedeutung aus dem Religionsunterricht kennen.
Ähnlich ging es einigen am Montag bei der Fahrt nach Galiläa. Hier konnten die deutschen Schüler als „Experten“ für christliche Geschichte und Tradition den israelischen Schülern einiges erklären und Herrn Guy Israeli bei seiner Führung unterstützen. Wir besuchten die Kirche der Brotvermehrung am See Genezareth, den Berg der Seligpreisungen, sowie die Verkündigungskirche und die Josefskirche in Nazareth. Der Tag endete mit dem Abschiedsabend, zu dem auch alle Eltern eingeladen waren.
Am letzten Tag wurden wir offiziell von der Schulleitung verabschiedet, die anlässlich des Austausches einen Baum pflanzte. Der Baum mit seinen Verästelungen kann gut als Bild für den Austausch stehen, der viele Kontakte und Verbindungen hervorbringt. Auch steht er fest im Boden der Freundschaft unserer beider Länder verankert, aus dem hoffentlich immer weitere Bäume sprießen. Für mich war es beeindruckend diesen Baum zu sehen, der nun seine Wurzeln ins Erdreich ausstrecken wird und so wachsen und gedeihen kann. Während unseres Ausflugs nach Jerusalem sahen wir einen anderen Baum, ein Kunstwerk (siehe Bild oben). Der Baum sprießt aus einem Samenkorn, das aber über dem Boden schwebt und keine Verbindung zur Erde hat. Der Künstler, so erklärte uns ein israelischer Schüler, wollte damit zeigen, dass der Baum des jüdischen Volkes während des Holocaust seine Wurzeln verloren hat; dass seine Wurzeln völlig ausgelöscht wurden. Doch auch dieser Baum sprießt weiter und so wird es – so hoffen wir – auch unser Austausch tun.