In Israel bewegen sich die Temperaturen im Moment um die 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist unerträglich hoch und es gibt kaum eine Möglichkeit der Abkühlung. Kein Wunder also, dass die Delegation von acht Schülern und zwei Lehrkräften der Zafit High School in Kfar Menachem, die vom 21. bis 28. September am Gymnasium Marktoberdorf zu Gast war, erst einmal aufatmete, als sie in München aus dem Flugzeug stieg.
Während des Allgäu-Besuchs fand ein Ausflug auf's Nebelhorn mit Schneeballschlacht statt.
Das Allgäu begrüßte die Gäste in dieser Woche in der Tat mit besonders paradiesischem Wetter, so dass die Ausflüge in die Allgäuer Alpen und zu Schloss Neuschwanstein bei angenehmer Temperatur und vor traumhafter Kulisse stattfinden konnten.
Doch es war nicht etwa der schöne Sonnenschein, der die Gäste am meisten begeisterte. Der übrig gebliebene Schnee auf dem Nebelhorn war wohl für viele Schüler der heimliche Höhepunkt der Woche und sorgte für Spaß und Erfrischung bei der Wanderung. Und auch die Ausflüge nach Augsburg und München kamen bei den Israelis gut an. „München ist so schön, ich dachte kurz, ich sei im Paradies.“, fasste Alon Tzarfati (17) seine Eindrücke zusammen. Ein Ausspruch frei von Vorurteilen und voller Bewunderung für unser Land, der für deutsche Ohren sicher sehr bewegend und ermutigend klingt. Die Offenheit der israelischen Schüler und Lehrkräfte gegenüber unserer Kultur und die Freude an den Aktivitäten, die deutsche und israelische Schüler miteinander teilten, ist angesichts der Geschichte unserer beiden Länder erstaunlich, und alle Beteiligten sind sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass ein deutsch-israelischer Austausch mehr ist als Sightseeing und Schneeballschlachten.
Beim gemeinsamen Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau wurde eindrucksvoll deutlich, dass die Verbrechen des Nazi-Regimes im Dritten Reich niemals vergessen werden sollen und dürfen. Und so bleibt es unsere Aufgabe, sie jedes Jahr neu zu thematisieren und uns der Verantwortung für die Vergangenheit zu stellen. Anlässlich des Empfangs der deutsch-israelischen Gruppe im Rathaus der Stadt Marktoberdorf betonte Schulleiter Wilhelm Mooser, dass wir gemeinsam an dem Traum eines friedvollen Miteinanders unserer Nationen arbeiten, wobei er auf die Rede des israelischen Staatspräsidenten Shimon Perez im Bundestag Bezug nahm. Der zweite Bürgermeister der Stadt Marktoberdorf, Walter Schilhansl, brachte in seiner Begrüßungsansprache für die israelischen Gäste seine Bewunderung für die jüdische Kultur zum Ausdruck. Der Austausch zwischen der Zafit High School und dem Gymnasium Marktoberdorf bietet den beteiligten Schülern jedes Jahr aufs Neue die Möglichkeit, eine gänzlich andere Kultur und ihre Traditionen kennenzulernen. Die Schneeballschlacht war dabei sicher nur eine der speziellen kulturellen Erfahrungen.
Auch der Besuch des Unterrichts, das Kennenlernen des Schulalltags und der Schulfamilie und vor allem der Aufenthalt in den Familien ermöglichte viele Einblicke in das Leben in unserer Region. Die deutschen Schüler konnten ihrerseits einen kleinen „Ausflug“ in die israelische Kultur unternehmen, denn ihre Austauschpartner organisierten einen Abend, an dem gemeinsam israelische Spezialitäten wie Hummus und Falafel zubereitet und israelische Tänze getanzt wurden. Dass durch die Begegnung junger Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen Freundschaften über Grenzen hinweg entstehen und Toleranz und gegenseitiges Verständnis zwischen unseren Nationen wachsen, ist das oberste Ziel dieses besonderen Austausches und die Hoffnung seiner Organisatoren. Im Februar nächsten Jahres haben die deutschen Schüler dann Gelegenheit, selbst nach Israel zu fahren und die in Marktoberdorf geschlossenen Freundschaften zu vertiefen.
StRin Ulrike Sommermann, StDin Brigitte Schwietz