Erstmals seit zehn Jahren reisten Schüler des Gymnasiums Marktoberdorf wieder offiziell zu einem Jugendaustausch nach Israel. Ihre israelischen Gastgeber hatten sie im Oktober 2009 bei einem Besuch von acht Jugendlichen aus dem Heiligen Land im Ostallgäu kennen gelernt. Nun festigten sechs Schülerinnen und Schüler die damals entstandenen Freundschaften.
Die Kollegstufenschüler aus der K 13 nahmen gemeinsam mit ihren isrealischen Austauschpartnern am Unterricht in der Tzafit Highschool teil, besuchten Jaffa und Tel Aviv, wurden durch die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem geführt,bekamen einen Eindruck vom Leben orthodoxer Juden in Jerusalem, besichtigten die Altstadt mit Klagemauer und Grabeskirche, erkundeten die Festung Masada in der Negev-Wüste und ließen sich im Toten Meer treiben. Einige der Schüler wohnten bei Austauschfamilien im Kibbuz und lernten so diese Lebensform kennen, die ihre Wurzeln im Sozialismus hat.
Gesprächsthema der Jugendlichen war natürlich der Nahost-Konflikt. Er wurde für die Marktoberdorfer Schüler auch dadurch spürbar, dass ihre israelischen Freunde bald zur Armee müssen, die seit Jahrzehnten im Dauereinsatz ist. Auch die Mauer, die die Gebiete von Juden und Palästinensern trennt, verdeutlichte die brisante Lage. Die Allgegenwart bewaffneter Militärs führte ständig vor Augen, wie problematisch die Sicherheitslage in dieser Region ist. Beeindruckt zeigten sich die Marktoberdorfer Gymnasiasten aber auch vom Friedensdorf Newe Shalom, in dem israelische und palästinensische Familien seit dreißig Jahren zusammenleben.
Die Marktoberdorfer Gymnasiasten mit ihren
israelischen Austauschpartnern vor der Skyline von Tel Aviv
Keiner der Marktoberdorfer Schüler war zuvor in Israel gewesen. Auch Schulleiter Willi Mooser sowie der Geschichtslehrer Thorsten Krebs besuchten das Heilige Land erstmals. Ein ganz besonderes Erlebnis war die diesjährige Israelfahrt für die begleitende Referendarin Sabine Zischka, die das Land bereits vor zehn Jahren als Schülerin beim - sicherheitsbedingt - letztmaligen Besuch einer Marktoberdorfer Delegation in Kfar Menachem besucht hatte - und die jetzt ihre damalige Austauschpartnerin wiedertraf.
Durch seine Teilnahme an der Reise wollte Schulleiter Willi Mooser ein Zeichen setzen: "Nur wenn ein Austausch auf Gegenseitigkeit beruht, hat er Zukunft." Für ihn steht die menschliche Komponente des Austausches im Mittelpunkt. Die Schüler können miteinander die deutsch-jüdische Geschichte aufarbeiten, aktuelle Probleme diskutieren und Spaß haben - neue Freundschaften entstehen.
Wie nachhaltig und prägend das mittlerweile seit 18 Jahren bestehende Austauschprogramm des Marktoberdorfer Gymnasiums ist, zeigt sich auch an einer ganz besonderen Begegnung: Die Kollegiaten trafen Daniela Huber aus Biessenhofen, die vor zehn Jahren mit dem Gymnasium Marktoberdorf Israel besucht hatte. Sie war so beeindruckt, dass sie 2007 nach Jerusalem zog, um dort internationale Beziehungen zu studieren. Nun promoviert sie über den Nahost-Konflikt.
Shahar Katz, der Vater einer israelischen Schülerin,
erklärte uns eloquent die Besonderheiten von Jerusalem
Die Schulleiterin der Tzafit Highschool, Nurit Livne Zack, will den Austausch weiterhin unterstützen, da sie dieses Kennenlernen der Jugendlichen sehr wichtig findet. Der israelischen Schülerin Maayan Dekel bedeuten die neu gewonnenen Freundschaften sehr viel: "Ich werde mich ein Leben lang an die gute Zeit in Deutschland erinnern und an diese sehr andere Kultur." Trotzdem könne sie aber auch viele Ähnlichkeiten zwischen den Jugendlichen feststellen. Der Besuch der Deutschen in Israel eröffnete ihr auch neue Sichtweisen auf ihr eigenes Land, erzählt sie. Und Johannes Schneider aus der K13 ist froh um die vielfältigen Eindrücke im "wunderschönen Israel" und vor allem um die neuen Freunde. Die Schüler planen bereits ein Wieder sehen in Europa und Israel.
Theresa Held, K 13