"Are you Jewish, Yam?“ Unser Tourguide Michael, Vater eines israelischen Schülers, blickt seinen Sohn schelmisch-herausfordernd an, als er ihm während der Führung in Tel Aviv diese Frage stellt. Die prompte Antwort ist "Yes, I am!“ - "Are you religious?“, bohrt der Vater weiter. -Yam scheint einen winzigen Moment verunsichert, bevor er dann doch recht selbstbewusst ein "No!“ zurückgibt. "Welcome to Israel!“, lacht Michael nun. Und dann erklärt er uns an vielen eindrücklichen Beispielen, was das Besondere an Israel ist, an diesem heilig-unheiligen Land, an seiner zerrütteten Geschichte, an den verschiedenen Arten, in diesem Land zu leben, jüdisch zu sein …oder eben nicht. Wenig später laufen wir am Strand von Tel Aviv in Richtung Süden auf das Städtchen Jaffa zu. Wieder umgeben uns intensive Farben, Spuren der osmanischen Geschichte, zwischen den heulenden Sirenen eines Feuerwehrfahrzeugs im Wirrwarr des Straßenverkehrs ertönt der eindringliche Ruf des Muezzins – „Welcome to Israel!“ Diese wenigen Eindrücke formen in mir so etwas wie eine Erkenntnis unserer Israelfahrt, dieser viel zu kurzen Reise durch ein fantastisch schönes und von Konflikten gebeuteltes Land: Es gibt wohl nur wenige Plätze auf Erden, wo pulsierende Lebensfreude und reale Bedrohung, friedliches Nebeneinander und tiefes Misstrauen, Liebe und Hass, Toleranz und Anfeindung so lange schon zugleich den Alltag bestimmen. Das Land erscheint ein groß angelegtes, völlig verrücktes Experiment zu sein – und der Ausgang dieses Experiments? „Actually, I don’t know“, so die ehrliche Antwort des Israel-Kenners Michael.
Nur sieben Tage hat unserer Gruppe Zeit, um zumindest einen kurzen Einblick zu erhalten in israelisch-jüdisches Familienleben, das Leben im Kibbutz, in die Geschichte der symbolträchtigen jüdischen Festung Massada, der Stadt Jerusalem und ihrer modern atmenden, multikulturell geprägten Schwester Tel Aviv. Und bei allem Staunen geht zugleich als Schatten das Gedenken an den Holocaust mit: Wir besuchen in Jerusalem auch die Gedenkstätte Yad Vashem und begegnen im Kibbutz Lachisch der 91-jährigen Hana Sternlicht, einer Holocaust-Überlebenden, die der israelischen und deutschen Gruppe persönlich aus ihrem Leben berichtet. Ihre Erzählungen über Theresienstadt, Auschwitz und Mauthausen lassen uns erschaudern und haben doch am Ende eine kraftvolle Botschaft für alle Zuhörenden: Wir alle sind verantwortlich für Menschlichkeit und Toleranz in unserem Umfeld. Alle Menschen, egal welcher Nationalität oder Kultur sie angehören, haben dieselbe Würde. Diese Botschaft aus dem Mund eines leidgeprüften und doch so lebensfrohen Menschen bekommt besonderes Gewicht. Am Ende der Reise ist uns klar: Wir werden nicht nur Hana Sternlichts besondere Worte wie einen Schatz in uns hüten. Israel und seine Menschen haben uns tief beeindruckt – gerne sagen wir den neu gewonnenen israelischen Freundinnen und Freunden „Welcome to Germany!“
Danke Frau Sommermann für die verwegene Organisation dieser wunderbaren Reise - allen Widrigkeiten, die die Planung begleitet haben, zum Trotz. Der Aufwand hat sich wirklich gelohnt!
Wir freuen uns sehr, dass unsere Studienfahrt im Rahmen der Bayerisch-Israelischen Bildungskooperation (BiBiKo) vom Bayerischen Jugendring (BJR) im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus gefördert wurde.
R. Čebulj