Am Dienstag, 13.11. waren die Klassen 9b, 9c und 9m zu einem außergewöhnlichen Vortrag eingeladen: Frau Christine Teske, Geige und Harfe spielende Ärztin und Mitglied eines Indianerstamms, erzählte von ihrem Engagement für die Indios im Amazonasgebiet, für Umweltschutz und Menschenrechte.
Das Zentrum ihrer Geschichten ist der Ort Urubichá in der Provinz Guarayos im nordwestlichen Teil des Departamentos Santa Cruz in Bolivien. Dort wollten im 17. Jahrhundert Jesuiten den indianischen Stämmen den christlichen Glauben bringen. Was sie auch mitbrachten, waren Instrumente, wie sie für Barockmusik üblich sind. Schnell stellte sich heraus, dass die Indios großes Interesse und viel Begabung hatten, selbst diese Instrumente zu spielen und auch herzustellen und sie wurden in beidem von den Jesuiten unterrichtet, bis 1767 die Jesuiten aus ganz Lateinamerika verbannt wurden.
Mitte des 20. Jahrhunderts stieß der deutsche Priester Walter Neuwirth auf diese historischen Notizen und er suchte im Urwald, ob noch Spuren zu finden wären. Zunächst entdeckte er eine Kirche, die schon weitgehend vom Urwald umschlungen war, dann hörte er Geigenmusik im Urwald. Was die Jesuiten begonnen hatten, lebt weiter bis heute. Neuwirth verbesserte die örtlichen Wohnbedingungen, schuf Produktionsgenossenschaften und Schulen und belebte die Tradition klassischer Musik neu. Seit 1980 werden in Urubichá wieder Geigen gebaut, in der Stadt gibt es 20 Violinbauer, eine angesehene Musikschule und ein Jugendorchester, das schon auf Festivals in Bolivien, Venezuela, Chile und Argentinien und zweimal auf Konzerttourneen in Deutschland aufgetreten ist.
Die Liebe zur Musik hat auch einen religiösen Hintergrund. Die Indios glauben und erfahren, dass Musik heilsam ist, zu Lebzeiten und nach dem Tod. Wenn jemand stirbt, wird musiziert und gesungen, damit die Seele über das Wasser schwebt und nicht abstürzt.
Frau Teske entdeckte diesen Ort vor etwa 10 Jahren. Sie lebt jedes Jahr 3-4 Monate in Urubichá und ist mittlerweile Stammesmitglied. Auch als Ärztin ist sie dort sehr gefragt und wagt gefährliche und abenteuerliche Einsätze. So erzählte sie zum Beispiel von einer Kaiserschnittentbindung auf einem Einbaum oder dass sie das Bein eines Jungen erfolgreich wieder annähen konnte, nachdem ein Krokodil zugebissen hatte.
Nach eineinhalb Stunden musste der Vortrag leider beendet werden, obwohl noch einige Schülerinnen und Schüler etwas fragen wollten. Frau Teske wurde mit lang anhaltendem Beifall verabschiedet.
Vielleicht kommt sie im nächsten Jahr wieder zu Besuch ins Gymnasium.
Text: Dr. Angelika Sirch
Bilder: Christine Teske